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Happy Birthday, Streckelsberg!
Der Usedomer Küstenwald am Streckelsberg wird 200 Jahre alt. Seine Bedeutung als Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen, aber auch als Erholungsgebiet wächst.
Rad-Wandern 60 Meter über dem Meer
Das Bernsteinbad Koserow befindet sich nahe der schmalsten Stelle der Ostseeinsel Usedom. Am idyllischen Forsthaus Damerow liegen Ostsee und Achterwasser sogar nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Zur Ostsee gelangt man durch einen lauschigen Wald, überquert die Straße und dann den Deich, auf dem einer der schönsten Rad-Wanderwege verläuft.
Der Strand bei Koserow ist aber nicht nur besonders breit und feinsandig. Schaut man nach rechts Richtung Drei Kaiserbäder, kann man auch eine stattliche Erhebung und einen großen Küstenwald erkennen. Mit 60 Metern über dem Meeresspiegel ist der Streckelsberg bei Koserow tatsächlich eine der höchsten Erhebungen der Insel. Die höchste Usedoms, der Golm im Südosten, ragt nur ein paar Meter höher hinaus.
Waldgebiet des Jahres
Aber nicht nur wegen der besonders schönen Aussicht sollte man dem Streckelsberg unbedingt einen Besuch abstatten. Es ist auch ein kleines Paradies für Radler und Wanderer. Bleibt man auf dem schönen Rad-Wanderweg, braucht man keine Angst davor zu haben, abzustürzen. Auch muss man am Streckelsberg keine Piraten mehr fürchten. So soll hier einst der berüchtigte Seeräuber Klaus Störtebeker sein Gold versteckt haben. Und wo wir gerade bei Usedoms Mythen sind: Auch das sagenumwobene Vineta soll hier einst vor der Küste untergegangen sein.
Wahr hingegen ist, dass Usedoms Küstenwald 2016 die Auszeichnung „Waldgebiet des Jahres“ erhielt. Gewählt wurde er von der Vertretung aller Forstleute in Deutschland.
Der Wald am Streckelsberg wird 200
Diese hohe Auszeichnung hat Usedoms Küstenwald wahrlich verdient. Lange genug warten musste er schließlich darauf. Obwohl, so alt ist der Wald am Streckelsberg noch gar nicht. Man mag es sich beim Anblick der mächtigen Buchen und Kiefern nicht so recht vorstellen. Doch tatsächlich feiern die Bäume in diesem Jahr erst ihren 200. Geburtstag. Ein sehr fleißiger Oberförster mit Namen Schrödter bepflanzte Anfang des 19. Jahrhunderts den zu jener Zeit nur dünenartig bewachsenen Fels mit Rotbuchen und Kiefern, um den ständigen Abtrag durch Wind und Wellen zu unterbinden. So entstand ein ganz individueller Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie ein wertvolles Erholungsgebiet für den Menschen. Der Küstenwald auf Usedom steht unter Naturschutz. Was wohl auch nicht immer ganz einfach ist. Wer den Küstenwald auf Usedom oder auch nur das Waldgebiet am Streckelsberg ein wenig kennt, ahnt, wie viel Anstrengung wohl sein Erhalt kosten mag. Zudem ist sicher auch der Spagat zwischen touristischer Nutzung auf der einen und Schutz und Pflege auf der anderen Seite nicht immer leicht hinzubekommen. Denn hierfür müssen 55 Hektar Feuchtbiotope, 54 Hektar Altholzinseln, 31 Hektar Waldwiesen und zwei Hektar Kleingewässer betreut werden. Insgesamt stehen 1720 Hektar im Usedomer Küstenwald unter Schutz. Das entspricht in etwa der Größe von 2.400 Fußballfeldern.
Erholungsgebiet Wald
Längst schon hat der Usedomer Küstenwald nicht mehr nur als Wirtschaftsgut, sondern vor allem auch als Erholungsgebiet große Bedeutung. Nicht zuletzt deswegen wurden hier in den letzten 20 Jahren viele ehemalige touristische Anlagen zurück gebaut und die Flächen renaturiert. Denn für die Erholung ist der Küstenwald Usedoms nicht hoch genug zu bewerten. Waldluft ist nicht nur sauerstoffreich und filtert effektiv Feinstaub und andere Luftschadstoffe. Sie transportiert auch Botenstoffe verschiedener Pflanzen, die nachweislich unser Immunsystem stärken. Darüber hinaus hilft ein Aufenthalt im Wald dabei, zu entspannen und neue Kraft zu tanken. Dazu tragen auch Vogelgezwitscher, harziger Duft, Ruhe und nicht zuletzt die Farbe Grün maßgeblich bei.
Im Usedomer Küstenwald wirkt sich zudem die Synergie mit dem Meer positiv aus. Bei einer Wanderung oder Radtour durch den Wald am Streckelsberg profitieren unsere Lungen deshalb gleich mehrfach: von sauerstoffreicher, das Immunsystem stärkender Waldluft vermischt mit salzhaltigen Brandungsaerosolen für unsere Lungen und durch herzgesunde Bewegung. Besser geht es nicht.
Oder vielleicht doch. Man stelle sich nur einmal vor, wie erholt, fit und gesund man nach Hause zurückkehrt nach nur einer Woche Aktiv-Urlaub im Forsthaus Damerow bei Koserow, inklusive täglicher Wanderungen oder Radtouren durch den Usedomer Küstenwald am Streckelsberg.
Da kann man glatt alt wie ein Baum werden. Ob es für 200 Jahre reicht, ist eher unwahrscheinlich. Aber 100 zu werden, müsste doch locker drin sein.